Vom Kind zum ICH - Borderliner verlassen

Jahre vergehen, eins ums andere.

Manche Dinge verändern sich, manche verändern sich (leider) nicht.

Aus dem Kind ist eine Jugendliche geworden, die feststellt, dass sie für ihr Leben selbst verantwortlich ist, egal wie jung oder alt sie ist. Und selbst wenn sich dieser Satz abgedroschen anhört, so ist er doch wahr. Das Erlebte kann nicht für immer die Rechtfertigung dafür sein, sich im Schneckenhaus zu verkriechen und zu einer konfliktscheuen grauen Maus zu mutieren.

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Irgendwann erwacht in mir die Gewissheit, dass ich zwar meine Kindheit und mein Erlebtes nicht ändern kann, dass ich wahrscheinlich im Moment auch meine Mutter nicht retten kann (diese Tatsache trifft mich fast am meisten), dass ich jedoch mein Leben und meine Zukunft selbst in der Hand habe.

Eine Erkenntnis, die mir Mut macht und mir eine positive Perspektive bietet. Ich habe eine so klare Vorstellung davon, wohin die Reise gehen soll. Ich wünsche mir wahrscheinlich nichts auf der Welt so sehr, wie Freiheit. Unabhängigkeit. Der Gedanke, selbstständig zu sein fühlt sich wunderbar an.

Ich kann es sehen. Mein wunderbares, eigenes Leben, das vor mir liegt. Ich bin frei, aber dennoch nicht alleine, ich habe Freunde, denen ich jederzeit willkommen bin und die jederzeit zu mir kommen können. Eine Tatsache, die mir besonder wichtig ist und die ich in all den Jahren ganz besonders vermisst habe. Ich möchte nicht mehr abgeschottet leben müssen, immer darauf bedacht, den Besuch rechtzeitig aus dem Haus zu haben bevor er (...) heimkommt.

Tatsächlich habe ich einen großartigen Start in meine für mich so lang ersehnte Freiheit. Noch nicht mal volljährig, bietet mir eine Ausbildung hunderte Kilometer von zu Hause entfernt die Möglichkeit, mich aus dem Staub zu machen. Ich genieße mein eigenes kleines Reich, den Kontakt zu meinen neuen Studienkollegen, mit denen ich WG-ähnlich zusammenlebe und es ist schwer in Worte zu fassen, wie erleichternd es auf einmal ist, "weg vom Schuss" zu sein.

Der letzte Koffer ist noch nicht ausgepackt, da habe ich innerlich bereits eine Entscheidung getroffen. Egal, ob ich diese Ausbildung durchziehe oder nicht. Nach Hause zurückkehren werde ich nie wieder. Bei diesem Gedanken erfasst mich die vertraute Zerrissenheit: Meine Glückseligkeit der Freiheit kämpft gegen das schlechte Gewissen meiner Mutter gegenüber, die somit im Stich lasse...oder nicht?

 

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veröffentlicht am 11.02.2018 von Radiergummi
geändert am 07.02.2019 von Radiergummi



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