Teddybär und Nasenpiercing - vom Kind zum Jugendlichen

Während ich unter der Dusche stehe und das heiße Wasser gemächlich an mir hinunterperlt, poltert plötzlich meine Tochter ins Badezimmer.

Echt jetzt, muss das jedesmal sein? Die Dusche ist für mich so ein heiliger Ort der Ruhe. Nur ich, das Wasser und meine Gedanken. Wunderbar fühlt sich das an und ich sehe förmlich, wie der Stress des Tages und alles, was heute lästig, war mit dem duftigen Seifenschaum pirouettendrehend im Abfluss verschwindet.

So eine ungebetene Unterbrechung meines abendlichen Wellnessprogramms kann mich mitunter richtig auf die Palme bringen. Ja, es ist nur eine Dusche, aber in diesen 15 Minuten ist es meine Dusche! In diesen 15 Minuten möchte ich keine Fragen beantworten müssen : "Warum heißt New York New York? Was heißt "fizzy beere" auf dem Duschgel? Wieso hat der Februar so wenige Tage?"

Ich möchte auch keine Lösungsvorschläge zu irgendwelchen Problemen anbieten müssen: "Was mache ich, wenn ich morgen neben dem blödsten Jungen aus der Klasse sitzen muss? Wie kriege ich die Haare der Barbie entfilzt? Und wo ist das Legomännchen, dass zuletzt an Weihnachten vor 3 Jahren gesehen wurde und exakt in diesem Moment dringendst gebraucht wird?"


Wären die Duschwände nicht schon längst vom Wasserdampf beschlagen und mein Gesicht vom heißen Wasser rot, würde das jetzt wahrscheinlich mein unterdrückter Tobsuchtsanfall erledigen.

Aber gut, es ist nun mal so, Mutti ist 24 Stunden im Einsatz, Sprechstunde für 0-18 Jährige von 0-24 Uhr. Alles andere fänden die auch voll unfair.

Normalerweise schweifen meine Gedanken, habe ich mich erstmal mit der "Badezimmer-Ruhestörung" abgefunden, relativ schnell ab und meine Ohren auf Durchzug...Ich lasse sie reden und reden...grunze hin und wieder zustimmend und kriege nichts mit...Pädagogisch wahrscheinlich nicht empfehlenswert, trotzdem, 15 Minuten am Tag müssen schon drin sein.


Aber hallo: Heute hab ich aufgehorcht. Obwohl die Ohren voller Schaum und meine Gedanken ganz wo anders waren...Denn...Während ich unter der Dusche stehe und das heiße Wasser gemächlich an mir hinunterperlt, poltert plötzlich meine Tochter ins Badezimmer und äußert mit depressiver Stimme gegenüber ihrem Spiegelbild großen Unmut über ihre - wie sie findet- langweilige Frisur.

Dann hellt sich ihre Stimmung schlagartig auf, denn sie hat eine grandiose Idee:

Ein neuer Haarschnitt muss her. OK.

Eine bunte Strähne ist noch besser. Hm...von mir aus...

Nö, gleich alle Haare grün wär voll cool...Wie bitte?

Und überhaupt wäre es abgefahren, ein wenig mehr aufzufallen...mit...einem Nasenpiercing...WAS??


Mein kleines Mädchen will grüne Haare und ein Nasenpiercing? Dieselbe, die sich letztes Weihnachten Möbel für ihr Puppenhaus und einen Pyjama für Teddy gewünscht hat?

Grundsätzlich war (und bin) ich immer der Meinung, Jugendliche sollen sich ruhig optisch austoben. Tut keinem weh, passiert nichts. Trotzdem muss ich kurz schlucken, bei dem Gedanken an meine grünhaarige, gepiercte Tochter. Naja, vielleicht hat sie es ja morgen wieder vergessen.

Hoffentlich...Jeden Abend eine Ansage in dieser Art könnte den Entspannungsfaktor meiner abendlichen 15-Duschminuten erheblich beeinträchtigen.

Dann fällt die Tür mit einem Rums zurück ins Schloss und ich bin wieder allein. Mh...vielleicht kann ich sie überreden, den Teddy zu piercen...Das wär doch mal ein guter Kompromiss...Oder etwa nicht?

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veröffentlicht am 26.02.2018 von Radiergummi
geändert am 17.01.2019 von Radiergummi



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