Defizite - Borderline Väter und die Selbstständigkeit

Jawohl, ich würde sagen, ich bin recht gut gelandet, in meinem eigenen Leben. Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung, einen guten Beruf (einen sozialen, helfenden - wie könnte es auch anders sein?), ich habe eine Familie, die meine Freiheit wiederum etwas einschränkt, aber auf eine wunderbare, sehr bereichernde Art und Weise. Ich habe einen Partner, der definitiv über eine Persönlichkeit verfügt, die wie ein Pflaster auf meiner planlosen, durchgewirbelten Seele wirkt. Schön ist das, ach, ich liebe sie, meine kleine große Familie!

Selbstredend ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen und Kindererziehung ist nicht immer einfach, eines steht jedoch fest: Was auch immer passieren mag, ich weiß, dass meine Kinder niemals so eine Angst spüren werden, wie ich damals. Klar, haben alle Kinder Angst, das ist normal, das ist gut, das ist nicht zu verhindern.                        

Ich meine DIESE Angst. Die hilflose, riesengroße verzweifelte Angst. Davor sollte jedes Kind auf dieser Welt beschützt werden.

Ja, ich bin glücklich, denn ich habe alles, was ich für mein Glück brauche und das weiß ich jeden Tag zu schätzen. So ganz nebenbei versuche ich, den "Rucksack der Defizite" Stück für Stück auszuräumen um so immer ein bisschen mehr des Ballastes der Vergangenheit abzuwerfen. Denn Eigenschaften, die mir als Kind das seelische Überleben gesichert haben, sind es heute, die mich in manch einer Situation ins Schlingern bringen.

Ich merke, Konflikte, besonders solche, in die ich direkt involviert bin, aber auch die, die mich gar nicht angehen, bringen mich völlig aus der Fassung. Dann bin ich unfähig, zu reagieren, geschweige denn, mich zu artikulieren. Ich verharre reglos, fühle mich hilflos und unwohl, fast panisch, weil ich das Gefühl habe, andere Menschen, besonders Aufgebrachte, nicht einschätzen zu können. Wieweit geht die Wut des Gegenübers?

Auch im Umgang mit Sozialkontakten, merke ich Defizite. Das Sprechen mit Menschen kann so unglaublich schwierig sein, wenn man nicht genau weiß, wer man ist. Das ständige Beobachten und Analysieren der Verhaltensweisen ist für mich tägliche Routine. Ich möchte andere Leute beobachten, beim Sprechen, in ihren Gesten und ihrer Mimik um dann einzuordnen, wo ich hingehöre und wie ich selber gerne sein möchte. Bloß denke ich mittlerweile, dass das nicht der beste Weg ist, jedenfalls hat er noch zu keinem wesentlichen Erfolgt geführt.

In meinem Kopf kreisen permanent Fragen wie: Wie soll ich reagieren? Welches Verhalten ist angebracht? Wenn ich etwas sage, weiß ich nicht ob es offen und direkt oder beleidigend wirkt. Wie wirke ich überhaupt auf andere? Welche Wirkung hat das was ich sage? Schieße ich mich tatsächlich voll ins Abseits, wenn ich mal ehrlich bin und nicht das sage, was andere hören wollen?

In meiner perfekten Rolle des angepassten Kindes habe ich einfach vergessen, all das auszuprobieren und ein Gefühl für mich selber und für Grenzen zu bekommen. Ich habe nicht gelernt, auf mich selber zu hören und auch mal das zu machen, was ICH will. Ich war immer ein Chamäleon...immer den Situationen und den Personen angepasst. Bloß nicht auch noch Ärger machen. Ja, ich konnte und kann mich immer noch jeder Situation perfekt anpassen, so als hätte ich sie für mich erschaffen, egal, wie unwohl ich mich dabei fühle.

Das soll sich ändern. Der Rucksack der Defizite ist immerhin ausgepackt und ich habe ihn durchgesehen. Ja, da ist so einiges dabei, woran ich dringend arbeiten möchte...AUF GEHTS!

 

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veröffentlicht am 11.02.2018 von Radiergummi
geändert am 07.02.2019 von Radiergummi



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