Junge Mütter - Vorurteile unserer Gesellschaft

Was bedeutet es wirklich, jung Mutter zu werden? Eines ist klar, dieses Thema kann ganz schön polarisieren.

Da gibt es welche, die es unglaublich lustig finden und sich endlos darüber begeistern, dass Mutter und Kind später zusammen Party machen können. Mmhh...ja, ganz sicher...

Dann sind da noch die anderen, die dir den sofortigen Untergang deiner Jugend, Freiheit und Selbstbestimmtheit prophezeien. Als könnte auf dem positiven Schwangerschaftstest statt dem zweiten Balken auch ganz einfach "game over" stehen.

In Gesellschaft von Menschen, die die zweit genannte Auffassung teilen, kann einem die junge (werdende) Mutter echt leid tun.


Getreu dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein" wird sie unaufhörlich - mal direkt, mal subtil - daran erinnert, es vergeigt zu haben. Gespräche mit diesen Menschen fangen meistens mit: "Kinder sind ja eigentlich was ganz Wunderbares, aber..." an.

Auch ein Klassiker unter den weisen Sprüchen der schlauen Dritten ist: "Mh...es gibt wahrscheinlich Schlimmeres." Ja, wahrscheinlich.

Und die ganz Lustigen müssen bei jeder Zusammenkunft das unerträgliche Bedürfnis stillen, zu fragen: "Und, wann kommt Nummer 2?"

Hahaha, was haben wir gelacht...Ja, richtig lustig ist das immer...


Ich hatte während meiner Zeit der Schwangerschaft und der ersten Jahre mit Kind sehr viel Menschen um mich herum, die in ihrer pessimistischen, negativ denkenden Art wie eine Art Strudel wirkten, der mich nach unten zu ziehen versuchte.

Dabei habe ich bemerkt, dass ich höllisch aufpassen muss, um diesem Sog entgegen zu wirken. Wird einem ständig von allen Seiten eingetrichtert, was ab jetzt alles NICHT mehr funktionieren wird, ist es verdammt schwer, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.


"Konntest du nicht besser aufpassen? ". Gefühlte 3000 mal wurde mir diese Frage gestellt.

Gefolgt von der unglaublich geistreichen Feststellung, dass wir doch im 21. Jahrhundert leben und SO ETWAS da doch wirklich nicht mehr passieren müsste.

"Klappe halten, besser machen" dachte ich meistens nur. Und wenn ich ehrlich bin, denke ich mir das heute (gute 16 Jahre später) immer noch so manches mal.

Und nur so nebenbei bemerkt, in den letzten Jahren habe ich soviel ungeplant Schwangere um die 30 kennengelernt, dass ich mich manchmal fast fragen musste, wie so etwas im 21. Jahrhundert noch passieren muss...


Als würden nicht auch Frauen im gesellschaftlich erlaubten und anerkannten Gebäralter ungewollt schwanger. Als würden nicht auch diese Frauen kämpfen mit Herausforderungen in Erziehung und vor allem in der Vereinbarung von Familie und Beruf.

Gemessen wird hier mit jedoch zweierlei Maß.

Die junge Mutter, die ihr Kind mal bei Oma lässt, um zur Schule zu gehen, Ausbildung zu machen oder - wie verantwortungslos- mal mit Freunden weg zu gehen, ist überfordert, hilfsbedürftig, unselbstständig - einfach zu jung Mutter geworden.

Die 30-jährige, die ihr Kind bei Oma lässt um so bald wie möglich an ihrer Karriere weiter zu feilen, um ihre gesellschaftlichen Kontakte nicht zu vernachlässigen, um Zeit für sich zu haben damit sie wieder genug Kraft und Geduld für ihre Rolle als Mutter und Frau hat...ja, sie ist innovativ, modern, emanzipiert.

Das Durchschnittsalter der Mütter von einjährigen Krabbelgruppenkindern fände ich hochinteressant. Wobei auch ohne wissenschaftliche Statistik vermute ich, dass es weit über 25 liegt.


Und eines sei gesagt, denn dessen bin ich mir sicher: (Sehr) jung Mutter zu werden ist unbestritten eine Herausforderung. Zeitlich, körperlich, seelisch und sehr wahrscheinlich auch schulisch und beruflich.

Aber es ist keine Katastrophe, es zerstört keine Leben, es ist nicht gleichzusetzen mit dem Ende all der schönen Dinge im Leben.


Und jeder, der so etwas behauptet, hat noch nie etwas wirklich Schlimmes erlebt.

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veröffentlicht am 15.05.2018 von Radiergummi
geändert am 03.02.2019 von Radiergummi



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