Multitasking - Mütter machen alles gleichzeitig

Was ist eigentlich Multitasking? Fernsehen und dabei eine Packung Chips essen? Telefonieren und sich nebenbei die Nägel lackieren? Autofahren und Musik hören gleichzeitig?


Ich habe letztens festgestellt, da geht noch mehr.


Beispielsweise während der Arbeitszeit - die einem an sich schon Multitasking-Fähigkeiten abverlangt - die seelischen und organisatorischen Anliegen der Kinder koordinieren. Die sind mal mehr mal weniger dringend, aber anscheinend umgibt mich als Mutter eine "erzähl mir dein Problem und ich löse es für dich" Aura. Diese führt dazu, dass alle meine Kinder, zumindest diejenigen, die im Besitz eines Handys sind, das Bedürfnis haben, mir jederzeit ihre Nöte vortragen.


Wenn ich morgens um sieben Uhr meinen Arbeitsplatz betrete und 3 Anrufe und 7 Nachrichten auf meinem Handy entdecke - alle empfangen während der 15 Minuten, die ich von unserer Haustüre bis zur Arbeit brauche - blinkt in meinem Kopf automatisch das rote Lämpchen. "Oh Gott, dass muss was Dringendes sein..."

Über die Definition von dringend lässt sich wahrscheinlich diskutieren, aber wenn mein Sohn die Wattestäbchen nicht findet und somit nicht in der Lage ist, seine überdimensionale Warze mit Warzenmittel zu betupfen...für ihn ein ganz klarer Notfall.


Zwei Stunden später erklärt mir der Klavierlehrer, er sei heute mit Fieber und will mir eine Zusage für einen Ersatztermin abringen und der Klassenlehrer möchte seinen Unmut über eine freche Bemerkung des pubertierenden Sprösslings loswerden, meine Mutter erkundigt sich nach der aktuellen Kleidergröße meiner Jüngsten, weil sie grade vor einem Kleiderständer voll toller Sonderangebote steht...(nicht ohne den Satz: "Ich weiß, du bist arbeiten, ABER...")


Noch so ein unvermeidbares Übel: Die Anrufe des Klassenlehrers, mit der Bitte, das Kind doch schnellstmöglich abzuholen, aufgrund von Fieber, Brechdurchfall oder sonstigen Befindlichkeitsstörungen. 


Es kommt auch schon mal vor, dass mein Sohn auf die Idee kommt allen die Meinung zu geigen, um dann sofort die Schule zu verlassen und alles hinzuschmeißen - weil alle Lehrer doof und unfair sind - und es bedarf einer Menge Fingerspitzengefühl ihn davon zu überzeugen, dass dieser Plan kein sonderlich guter ist, eine ebenso große Portion Selbstbeherrschung meinerseits, um ihn nicht einfach anzubrüllen, was er sich eigentlich dabei denkt und um ihn (zumindest mal für diesen Vormittag) zum Bleiben zu überreden...


Spezielle Fälle sind Mädchenfreundschaften. Oh oh, schwebt erstmal eine Konfliktwolke am blauen BFF-Himmel, ist guter Rat teuer. Und Respekt allen Müttern, die da dann objektiv und sachlich bleiben können. Wenn irgend so eine Göre (gestern noch beste Freundin) zu meiner Tochter sowas von fies und gemein war und sie deshalb jetzt tieftraurig ist, dann ist die Devise - bloß nicht reinsteigern - nicht die Allereinfachste, meistens aber die Allerbeste, denn schon am nächsten Tag ist in der Regel alles wieder gut.


Trotzdem war es alles in allem ein erfolgreicher Tag: Keine Knochen- oder Schulabbrüche, kein Lausbefall, keine gekündigten Freundschaften.


Da freut man sich doch schon auf morgen.

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