"Ich bin offline"

Diese absolut unglaubliche, unfassbare Hammermessage lese ich in letzter Zeit immer öfter auf Profilen von Menschen, bei denen man vorher eher das Gefühl hatte, sie seien sogar am Klo noch über diverse soziale Netzwerke erreichbar.

Aber gut. Offline ist Lifestyle. Zeit für Familie, unerreichbar sein. Es soll aber dann bitte auch jeder wissen, dass Person XY eben jetzt bis auf Weiteres offline ist. Sozusagen komplett abgeschnitten von der Außenwelt. Respekt. Hätte ich so manchen von ihnen gar nicht zugetraut.

Weil meistens sind es die "Allesposter", die dann eine Social-Media-Pause brauchen. Die, die normalerweise ALLES posten.

Beispiel moderne Mutter: Von Bildern dreißig Minuten nach der Geburt - über Sauber Werden, Einschulung, Urlaube, Ausflüge und - ganz wichtig, denn man muss ja authentisch bleiben - die traurigen Smileys und die bedeutungsschwangeren Sentimental-Posts wenns mal nicht so läuft wie es soll.

Ich kenne mindestens 15 Personen, die ich seit meiner Schulzeit nicht mehr persönlich getroffen habe, traue mir aber zu, eine Biographie über jede einzelne zu schreiben.

Anscheinend ist es doch nicht so ohne, ständig online, verfügbar und kontrollierbar zu sein.

Jedenfalls fällt es auf, dass die angekündigten Auszeiten so ein bisschen in Mode kommen.

Gut, dann erfahre ich in Zukunft halt nicht mehr, wann Clementines kleiner Bruder das erste mal ins Töpfchen macht.

Dann sehe ich halt keine allerliebsten Bilder mehr von Julius, der sich seine Spaghetti um die Ohren wickelt.

Und auf die Frage, ob jetzt Muttis gute alte Waschnuss die Stoffwindeln blütenrein gewaschen bekommen hat, werde ich so schnell wohl keine Antwort bekommen.

Schade eigentlich - denn ich gebe es ja zu, ich lese sie nur zu gerne, diese Postings. Manchmal sind sie besser, als jede Zeitschrift beim Frisör.