Die Phasen der Körperpflege - das Kind muss in die Wanne

Da stehe ich jetzt. Nur in Unterwäsche. In der einen Hand meinen Pyjama, in der anderen frische Unterwäsche und meine Superflausch-Sofasocken,

Bereit für meine wohlverdiente Feierabenddusche. Aber sowas von.

Der Tag war lang, jedenfalls länger als der Geduldsfaden meiner Jüngsten, die momentan wegen allerlei Nichtigkeiten aus der Haut fährt und zu Rumpelstilzchen im Amokmodus mutiert.

Das, sowie verschiedene andere Spezialeffekte meiner Kinder haben dazu geführt, dass ich mit dem heutigen Tag echt durch bin, nicht mehr will, dass ich jetzt da stehe. Nur in Unterwäsche. In der einen Hand meinen Pyjama, in der anderen frische Unterwäsche und meine Superflausch-Sofasocken. Und ich kann nicht ins Bad. Ich stehe tatsächlich vor verschlossener Tür.

Von drinnen ertönen zarte Blubbergeräusche und die weniger zarte Stimme meines Sohnes. "Bin grade erst rein, das dauert schon noch eine eine Weile..

Das darf doch jetzt echt (ums Verrecken) nicht wahr sein.

Erst versuche ich jahrelang, den Kindern Kindern ein Mindestmaß an Körperpflege nahe zu bringen um sie davon zu überzeugen, dass die Kombination Wasser und Seife nicht lebensgefährlich ist und dann sowas!


Und während ich jetzt da stehe, nur in Unterwäsche, in der einen Hand meinen Pyjama, naja, und so weiter halt, wandern meine Gedanken ein paar Jahre zurück. In eine Zeit, in der jeder Wassertropfen, der meine Kinder berührte, eine Familienkrise bedeuten konnte.

Und ich denke an unsere Anfänge im Badezimmer.


Darf ich vorstellen, Kind - Badewanne, Badewanne - Kind.

Phase eins.


Da ist es also. Frisch geboren, das kleine Duzi-Puzi Baby. Sein Element ist naturgemäß das Wasser. Liegt es im warmen Nass, ist es zufrieden, glückselig und herrlich geräuscharm.

Ärger gibts erst, wenn der Badespass zu Ende gehen soll. Enthebt Mutti oder Vati das friedliche Wesen der Wanne, gibts Stunk. Dann zeigt das Baby mal seinen Eltern und der kompletten Nachbarschaft, was seine Lungen so drauf haben.


Kaum haben wir uns als Eltern an dieses lautstarke zu Ende gehen des Bades gewöhnt, wird schon die nächste "Phase" eingeläutet.


Das (Klein-) Kind hat sich zwar mittlerweile zur leidenschaftlichen Badenixe entwickelt, allerdings ist das Badezimmer hinterher kaum mehr als solches zu erkennen.

Wasser, wohin das Auge reicht. Der komplette Raum hat ungefähr den gleichen Pegelstand wie das Babybecken im Freibad, das Kind, die Eltern, alles tropfnass. (Wobei es sich bei letzteren wahrscheinlich um eine Mischung aus Wasser und Schweiß handelt.)


Verglichen damit ist Phase drei fast schon unspektakulär.

Das inzwischen rollenspielbegeisterte Kind freut sich auf sein abendliches Bad und patscht nicht mehr unkontrolliert im Wasser herum sondern würde am liebsten stundenlang in der Wanne dümpeln und Förmchen befüllen, Kaffee kochen, Autos versenken oder auf Tauchstation gehen.

Schrumpelzehen und Waschfrauenhände beenden das Ganze dann meist unter lautstarkem Protest. Aber gut, da ist man halt dann mal konsequent und schließlich an Schlimmeres gewöhnt.

Ohren zu und durch und alles ist wieder gut.


Phase vier kann mitunter sehr anstrengend und manchmal auch fast schon ein bisschen eklig sein.

Dem Kind graut vor allen Arten der Körperpflege. Es mag weder baden noch duschen. Es hat so überhaupt keine Lust darauf, sich zu waschen.

Wasser ist blöd, langweilig und dem Schreien nach zu urteilen auch noch ziemlich gefährlich. Und ganz einfach viel zu nass.

Gut, wir nehmen Rücksicht auf unsere Nerven (und die Nachbarn) und verschieben den Badespass erstmal von Tag zu Tag. Bis man feststellen muss, das auch kleine Kinder schon ganz schön...intensiv riechen können.

Hier erweisen sich die lieben kleinen wie so oft als tolle und lukrative Ankurbler der modernen Wirtschaft.

Wir kaufen Knisterbad, Malseife, Badevulkane. Und bereuen es bald. Denn das Zeug färbt nicht nur das Wasser, sondern alles, was damit in Berührung kommt.

Ich finde ja, diese Phase ist die Längste, der bisher durchlebten. Immerhin ist sie relativ geräuscharm und wir haben ohne größere Diskussionen ein sauberes Kind und dafür eine bunt gefärbte Badewanne.


Und dann...oja, dann wird Phase fünf eingeläutet. Sie verschmilzt nahezu nahtlos mit Phase sechs und ist auf den ersten Blick die reinste Erholung.

Nicht nur, dass das Kind (mittlerweile jugendlich geworden) ohne vorherige Aufforderung im Badezimmer verschwindet, nein, plötzlich nimmt das Thema Körperpflege völlig neue Dimensionen an!

Stunden, gefühlt Tage, verbringt der liebe Nachwuchs auf einmal da drinnen.

Nicht nur das, ich dachte ich träume, da musste ich doch tatsächlich klarstellen, dass eine Dusche pro Tag ausreicht. Denn auf einmal ist die tägliche Körperpflege nicht nur mehr "sich waschen", nein, es ist Entspannung, Wellness, Schönheitspflege!


So passiert es dann auch, dass wir als Eltern vor verschlossenen Türen stehen, sollten wir nicht die rar gewordenen Zeitfenster erwischen, in denen der heimische Spa-Bereich gerade frei ist.

Mit etwas Glück ist sogar noch ausreichend warmes Wasser vorhanden. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass nach einer Vollbad-Dusch-Serie aller Kinder nur noch lauwarmes Plätschern aus dem Wasserhahn kommt und ich meine eigene Dusche eher als Kneippkur für Fortgeschrittene empfinde.


Ahja, die Blubbergeräusche hinter der verschlossenen Tür werden lauter. Mein Sohn ist also fertig und ich habe die Ehre, endlich selbst an der Reihe zu sein.

Ich gehe ins Badezimmer und verschwinde in einem warm dampfenden Nebel aus Wasserdampf. Die Spiegel sind schön gleichmäßig beschlagen und ich widerstehe der Versuchung, mit dem Finger darauf herum zu malen.

Wehe dem der, der das nasse Badetuch auf dem Boden liegen gelassen hat uns seine "Sockenpopel" nicht aus der Wanne gespült hat!

"Ich hab euch doch schon hundertmal gesagt.....!"

Das schreit nach einer erzieherischen Konsequenz...na gut, die kann ich mir ja während einer entspannenden Dusche überlegen.

Je höher die Wassertemperatur, desto gnädiger wird mein Urteil ausfallen.

positive Bewertung({{pro_count}})
Beitrag bewerten:
{{percentage}} % positiv
negative Bewertung({{con_count}})

DANKE für deine Bewertung!


veröffentlicht am 24.03.2019 von Radiergummi
geändert am 26.04.2019 von Radiergummi



Fragen / Kommentare


Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Mehr Details