Der veränderte Blick auf ihn - Umgang mit Borderline Vater

Noch vor einen Jahr war mein Vater eine absolut furchteinflösende Autoritätsperson für mich.

Nicht nur, dass er mit seinen Wutanfällen Angst und Schrecken verbreitet hat, seine bloße Anwesenheit hat mir jegliche Selbstbestimmung geraubt. Es mag tatsächlich so sein, dass er auf Außenstehende einfach den Eindruck macht, er sei ein sehr starker Charakter. Als verfüge er über wunderbare Führungsqualitäten. Vielleicht ist das in seiner Arbeitswelt auch immer so gewesen.

War ich ohnehin schon keine Person, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzte, der bloße Gedanke an meinen Vater ließ mich innerlich noch ein Stückchen schrumpfen.

Selbst mit über 30 Jahren verwandelte ich mich in das kleine, angepasste Kind, sobald er den Raum betrat, sogar in meinen eigenen vier Wänden. Ich habe ihn wahrscheinlich immer schon anders angeschaut, als andere. Ich konnte an seiner Miene seine Stimmung ablesen und die minimalste Änderung dieser. Ich konnte drohende Konflikte schon spüren, bevor sie ihm selber bewusst waren.

Somit war ich ständig in Alarmbereitschaft. Alles zu seiner Zufriedenheit machen, bloß nicht zuviel eigene Meinung einbringen...Ich wollte einfach nicht, dass es peinlich wird. Denn ja, ich fand es ganz fürchterlich peinlich, wenn er sich daneben benahm und es andere mitbekamen. Trotzdem er sich da ja schon zusammen riss...-Fassade...

Denke ich heute an meinen Vater, fast ein Jahr nach unserem letzten persönlichen Kontakt kann ich sagen, ich fühle mich nicht mehr ganz so verschreckt. Ich kann mir mittlerweile vorstellen, ihm halbwegs souverän gegenüber zu stehen, das kleine Kind in mir in der Zwischenzeit auf den Spielplatz zu schicken, wo es hingehört und mit ihm als erwachsene Frau zu sprechen. Ja, ich kann es mir wirklich vorstellen.

Wenn ich bei dieser Vorstellung auch Herzklopfen bekomme, kalte Hände und zu schwitzen beginne. Ein bisschen Zeit habe ich noch, bis zu unserem arrangierten Treffen. Ich spiele diese Szene jeden Tag ein paarmal durch, kann ja nicht schaden...

Und wenn alle Stricke reißen, meine Angst mit mir durchgeht und ich die Begegnung nicht schaffe, haue ich ganz einfach ab. Lasse ihn stehen. Lieber wäre es mir jedoch anders. Eine durchgestandenes Gespräch, auch ein kurzes, wären ein gutes Futter für meinen Selbstwert.

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veröffentlicht am 11.02.2018 von Radiergummi
geändert am 07.02.2019 von Radiergummi



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