Ganz von vorne - Kindheit mit Borderline Vater

Erinnerungen

Die frühesten Kindheitserinnerungen von Kindern eines Borderline-Väters sind keineswegs nur schlecht oder traurig. Oft sind sie als grundsätzlich geliebte und behütete Kinder aufgewachsen. Nur war da immer diese tiefgraue Wolke, die über dem Kind schwebte und es begleitete. Ganz egal ob im Kindergarten, in der Schule, mit Freunden, beim Lachen, in Urlauben, an Weihnachten, am Tag und in der Nacht....Diese Wolke war immer da, um das Kind zu erinnern: Strecke deine Fühler aus...Rieche sich anbahnende Konflikte, behalte um Himmels willen die Kontrolle. Immer.

Das hat das Kind auch gemacht. Und wie es das gemacht hat. Es hatte die Stimmungen, Wechsel derer und alle Gemütszustände der Familienmitglieder permanent auf seinem Radar. Allzeit bereit. Sogar nachts. Ein lautes Wort, das Kind stand im Bett, hat blitzschnell die Situation erfasst, die stets dieselbe war. Sein Vater prügelt verbal auf seine seelisch schon am Boden liegende Mutter ein. Das Kind geriet dann immer sofort in Panik. Es bekam jedesmal richtig schlimme Angst. In der ersten Zeit seiner Erinnerung war es noch ein eher kleines Kind. Doch dieses verzweifelte Gefühl der Angst blieb stets dasselbe. Im Grunde wusste es nie, was passiert. War die Situation erst einmal so schlimm entgleist, konnte es mit einem kindlichen "ich kann nicht schlafen" auch nichts mehr retten. 

Die Ausraster wurden durch alles mögliche ausgelöst. Wenn seine Mutter die falsche Käsesorte eingekauft hatte. Wenn etwas nicht an seinem Platz lag. Durch Widerspruch. Ganz besonders schlimm war es, wenn tagsüber Besuch kam. Freunde, Verwandte, selbst meine Kusinen durften nicht kommen. Hatten Mutter und Kind dennoch manchmal Besuch, versuchten sie anschließend, die "Spuren" zu beseitigen. Meist nicht vollständig erfolgreich. Seine Wut war dann unbändig. Und wieder hatte das Kind nur Angst. Erwartungsangst in den Stunden vor seiner Heimkehr, die sich jedesmal auf fürchterliche Art und Weise bestätigte.

Warum konnte er es nicht ertragen, wenn sie tagsüber Kontakt zu anderen Menschen hatten? Zu ihrer Familie? Warum verkraftete er es nicht, wenn jemand in ihre Wohnung kam?

Über die Jahre wurden sie richtige Einsiedler. Das Kind hat den Eindruck, seine Mutter konnte und kann ihre Freunde an einer Hand abzählen.

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Und sie war immer da...

...diese Angst..., der Vater könnte die Mutter umbringen. Nicht absichtlich. Aber in diesen "Zuständen" war er nicht er selber. Er war blind vor Wut, vor Verzweiflung, vor Hilflosigkeit. Warum? Das Kind weiß es nicht, hat es in all den Jahren kein einziges Mal gewusst. Es wusste und weiß nur eins. Solche "Attacken" kommen immer und immer wieder. Unvorhergesehen. Oder auch nicht. Die kindlichen Antennen jedenfalls wurden mit den Jahren höchst sensibel.

Diese Angst...vor dem eigenen Vater, der blind wütet. Laut und heftig. Diese Angst...um die Mutter. Die weint, selber Angst hat, sich nicht zu helfen weiß. Das Kind stehe dazwischen. Es braucht so dringend Schutz. Trotzdem ist es das Kind, das seine Mutter beschützt. 

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veröffentlicht am 11.02.2018 von Radiergummi
geändert am 07.02.2019 von Radiergummi



Fragen / Kommentare


✍Anonym
erstellt am 19.12.2017 02:12
Name : Amaya
Kommentar : Es ist diese Angst, die die Mutter langsam von innen auffrisst. Sie braucht dringend selbst Schutz- eine Wohnung ohne ihn - geschützten Raum. Treffen am besten nur in öffentlichen Räumen.

✍Anonym
erstellt am 19.12.2017 02:12
Name : Amaya
Kommentar : Genau - dieses Runtermachen der Freundinnen der Mutter! Seine Reaktion am Flughafen, als er realisierte, dass sie nicht nur mit den Kindern sondern auch mit ihrer Freundin in den Urlaub fuhr!

✍Anonym
erstellt am 07.11.2017 05:11
Name : Felicia
Kommentar : Der Vater beschimpft die Mutter mit Fettsack, Arschloch, dumme Mama. Der zweieinhalbjährige Sohn klettert auf een Schoss seiner Mama und sagt: "Nein! Mama ist liebe Mama!". Der Kleine ist mutig, stellt sich dem Zorn seiner Mama gegenüber.. 

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